Wie trägt Architektur zu dieser Verbindung bei und fördert so mehr soziale Interaktion und spontane Begegnungen? Die Antwort geht über ein gut durchdachtes Design hinaus. Die Anwendung von Prinzipien aus der Umweltpsychologie spielt dabei eine entscheidende Rolle. Durch die Integration dieses Wissens in unsere Entwürfe können wir als Architekten Gebäude schaffen, die eine optimale Verbindung zwischen Umgebung und Nutzer darstellen. Im Entwurfsprozess stellen wir uns daher stets die Frage: Wie kann das Design das Raumerlebnis verbessern, um Menschen zusammenzubringen und die Verbundenheit mit der Umgebung sowie das Gemeinschaftsgefühl zu stärken?
Diese Frage ist in einer Gesellschaft, die zunehmend individualisiert, relevanter denn je. Menschen identifizieren sich weniger leicht mit ihrer Straße, ihrem Viertel oder ihrer Stadt. Die Zeit, um aktiv an lokalen Aktivitäten teilzunehmen, ist knapp, und die Kluft zwischen Generationen, Bildungsniveaus und Hintergründen wächst. Hier liegt eine wichtige gesellschaftliche Verantwortung für uns Architekten. Öffentliche Gebäude, sei es Bildungsstätten, Sportzentren oder Pflegekomplexe, können eine entscheidende Rolle dabei spielen, Menschen zusammenzubringen und Verbindungen zu fördern.
Integriertes Kinder- und Altenzentrum, Noord-Scharwoude (Niederlande)
Dies zeigt sich auch im integralen Kinder- und Altenzentrum (IKAZ) in Noord-Scharwoude, einer Initiative der Gemeinde Dijk und Waard, des Horizon Zorgzentrums (einer Pflegeeinrichtung) und Allente (einer Organisation für Bildung und Kinderbetreuung). Dies ist nicht nur ein Gebäude, sondern stellt eine Miniaturgesellschaft dar. Mit gemeinsamen Einrichtungen für alle Altersgruppen und spezifischen Räumen für Pflege und Bildung ist das IKAZ ein Ort, an dem sich Generationen im Alltag begegnen und gegenseitig bereichern. Denken Sie an Kinder, die Senioren zu einer Aufführung einladen, Senioren, die gemeinsam mit Kindern ein Buch lesen, oder zusammen Plätzchen zum Nikolaustag backen.
Wie sorgt man dafür, dass ein solches Projekt in der Praxis funktioniert? Aus diesem Grund hat das Design des IKAZ keine Schwellen. Das Gebäude ist in seiner Struktur transparent. Funktionen, die zu gemeinsamen Aktivitäten einladen, befinden sich in der Nähe der zentral gelegenen Gemeinschaftsräume. Sichtachsen fördern Momente der Begegnung. Diese subtilen architektonischen Maßnahmen verstärken die Interaktion und Kohäsion zwischen Jung und Alt. Es ist so gestaltet, dass man dazugehören möchte und das Gefühl hat, etwas zu bedeuten.
